Landespflegebericht 2024: Regionale Versorgung unter Druck

Der Landespflegebericht Niedersachsen 2024 verdeutlicht in eindrucksvoller Weise: Die pflegerische Versorgung im Land steht unter wachsendem strukturellem Druck – und das bereits vor dem demografischen Wendepunkt. Zwischen 2013 und 2023 hat sich die Zahl der Pflegebedürftigen um 116 % erhöht. Besonders stark ist der Anstieg bei Pflegegeldempfängerinnen- und empfängern – ein Indikator für häusliche, meist informelle Versorgung. 85 % aller Pflegebedürftigen in Niedersachsen leben zuhause, rund zwei Drittel werden allein von Angehörigen versorgt. Zugleich sinkt das familiäre Pflegepotenzial: Die Gruppe der 30- bis 75-Jährigen nimmt deutlich ab.

Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen – insbesondere für Menschen mit Demenz und älteren Menschen mit psychischen Erkrankungen, deren Versorgung auf verlässliche, regional verfügbare Unterstützungssysteme angewiesen ist. Der Bericht zeigt, dass stationäre Pflegekapazitäten stagnieren und ambulante Dienste durch Personalengpässe ihren Versorgungsradius einschränken. Fast 40 % der Einrichtungen mussten 2023 Anfragen ablehnen, jede dritte reduzierte sogar ihre Kapazitäten.

Zwar bestehen nominell ausreichend Einrichtungen, doch regionale Unterschiede sind erheblich. In Wittmund liegt der Anteil stationär versorgter Pflegebedürftiger bei nur 7,9 %, in Uelzen bei über 20,2 %. Der neue Index zur Versorgungssicherheit zeigt: Regionen wie Osnabrück, Aurich oder Holzminden sind besonders gefährdet, langfristig ihre pflegerische Infrastruktur nicht aufrechterhalten zu können.

Auch in der Ausbildung zeigen sich Lücken: Nur rund 50 % der Auszubildenden schließen die generalistische Pflegeausbildung erfolgreich ab. Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen reicht nicht aus, um nennenswert Personalreserven aufzubauen.

Der Bericht kommt zu einer klaren Erkenntnis: Pflege ist eine regionale Aufgabe. Vor Ort entscheidet sich, ob Menschen mit Unterstützungsbedarf – insbesondere mit kognitiven Einschränkungen – bedarfsgerecht versorgt werden. Projekte wie ReKo und Komm.Care zeigen, wie kommunale Pflegeplanung, Case Management und sektorenübergreifende Versorgung gelingen können. Doch viele Kommunen verfügen bislang nicht über ausreichend Ressourcen oder Strategien zur Umsetzung.

Für Menschen mit Demenz und ältere Menschen mit psychischen Erkrankungen ist diese Entwicklung doppelt kritisch: Sie sind in besonderer Weise auf koordinierte, wohnortnahe Unterstützung angewiesen – medizinisch, pflegerisch und sozial. Eine zukunftsfähige Langzeitpflege braucht deshalb verbindliche Planungspflichten, flächendeckende Pflegestützpunkte-plus-Strukturen und die gezielte Förderung lokal verankerter Netzwerke – von Caring Communities bis zu kommunal integrierten Fallmanagement-Ansätzen.

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Der Landespflegebericht ist auf den Seiten des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung abrufbar.